Leiser Gruß aus der Vergangenheit

Ein leiser Gruß huschte über seine Lippen
lang hatte er sie nicht mehr gesehen
als hoffte er, sie würde ihn nicht bemerken,
seine Worte nicht hören
lieber würde er weiter seines Weges gehen
sich unsichtbar machen,
als hätte er sie gar nicht gesehen, im Vorbeigehen,
als sie vor einem Schaufenster stand,
mit dem Rücken zum Geschehen—



Was wollte er mit diesem Gruß bezwecken
zwischen ihnen lagen nun Zeiten und Welten
entfernt, entfremdet waren sie gewesen
die Brücken, die sie einst verbanden,
abgebrannt, unpassierbar gemacht
es gab kein Zurück,
nicht in diesem Leben—
warum hat es das Schicksal nicht länger gewollt,
wer trägt die Schuld ...?

Als sie sich umdreht ... —
wurde sie von jemandem gegrüßt...?
Wer war das, wer unter diesen vielen Menschen
die nach der Arbeit nach Hause eilen,
die Straßen füllen, Einkäufe machen,
reden, rufen, lachen, streiten, lärmen,
dass man nichts mehr hören kann,
dass man nicht einmal mehr weiß, wie Stille sein mag—
... aber da hat doch jemand leise gerade sie gegrüßt...!

Ihr Blick streift durch die Menschenmassen
Mäntel, Jacken, Hinterköpfe, Tüten, Taschen...
alles unbekannt und fremd,
niemand, den sie kennt—

Nur der leise Klang dieser Stimme
hat etwas in ihrem Herzen bewegt
ein Bruchteil der Vergangenheit
stieg aus der Tiefe ihrer Seele hoch
wie ein schwaches Funkeln eines Sternes,
der nicht mehr so glänzt
wie damals, vor vielen Jahren,
als sie sich kannten, als sie sich liebten,
als wäre es in einem anderen Leben gewesen...

© Nachtpoetin