Unter mir die Stadt, vom blauen Dunst der Morgenstunden eng umschlungen, der schützend zwischen den Häusern schwebt, als wollte er die Stadt vor Unheil bewahren, die Sorgen des Alltags besänftigen, die Menschen vor ihren Ängsten beschützen. Die Angst vor dem Leben in der Gegenwart ist zu mächtig geworden; wie ein Herrscher thront sie über die Seelen, die in ihrem Alltag gefangen, die Bürde der Angst auf ihren Rücken tragen, sich nach Freiheit und Sicherheit sehnen, nach Glück und Frieden...
Doch sie sind schon froh, wenn ihnen das Schicksal hold bleibt, wenn sie nicht plötzlich, durch ein unerwartetes Unglück aus dem Leben gerissen werden, wenn sie überleben und ihr Leben leben dürfen, obschon mit dem Damoklesschwert über ihren Köpfen. Täglich mit der Angst im Nacken, die ihre Seele quält, krank macht, ihre Freiheit und Freude am Leben raubt...
Das Glück ist für viele Menschen ein Fremdwort geworden, ihr Grundrecht auf Glück wird mit Füßen getreten, besudelt, für nichtig erklärt… Ihre Waffen schweigen in ihren Schränken, allzeit bereit, auf Abruf, um ihr angstvolles, glückloses Leben zu verteidigen, auch wenn sie vielleicht selbst dabei stürben...
Die Angst braucht keine Waffen, um den Menschen zu besiegen; erst vergiftet sie ihre Gedanken, dann zerstört sie ihre Seelen, eine nach der anderen; sie siegt von innen nach außen. Die Angst webt die dünnen Fäden des Unheils im Inneren des Menschen, bis er gefesselt und machtlos, geblendet von Hass auf die Welt blickt
und seine Seele im Ozean des Leids ertrinkt.
© Nachtpoetin
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.